Bildungsmonitor 2016

Lambusch: „Deutschlands Norden braucht einen Bildungsaufbruch“

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Der Arbeitgeberverband NORDMETALL hat angesichts des wiederholt schwachen Abschneidens der norddeutschen Länder in einer relevanten Bildungsstudie die Politik zu dringendem Handeln aufgefordert.

„Es darf nicht ein jahrzehntelang hingenommenes Naturgesetz sein, dass Kinder und Jugendliche im Norden bei Bildungsstudien regelmäßig schlechter dastehen als die im Osten und Süden. An ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten, die hier im Grundsatz nicht schwächer als anderswo sind, kann es jedenfalls nicht liegen“, sagte Arbeitgeberpräsident Thomas Lambusch mit Verweis auf den heute vorgelegten Bildungsmonitor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Darin führen Sachsen, Thüringen und Bayern erneut das Gesamtranking an. Dagegen erzielen die fünf Länder, die ganz oder wie Niedersachsen teilweise zum Verbandsgebiet von NORDMETALL gehören, bestenfalls mittlere, mehrheitlich hintere Plätze, die untereinander auch noch stark differieren.

„Wir brauchen endlich einen norddeutschen Bildungsaufbruch der Politik, um bessere Bildungsbedingungen in den Küstenländern zu schaffen“, so Lambusch weiter. „Insbesondere in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein gibt es auf unterschiedlichsten Feldern erhebliche Defizite, die angegangen werden müssen. NORDMETALL und seine Stiftung unterstützen in allen fünf Küstenländern intensiv mit vielfältigen Projekten besonders den Unterricht im MINT-Bereich. Wir wollen das fortsetzen und verstärken, aber die Länder müssen ihre Hausaufgaben besser erledigen, damit der Norden nicht ewig mit ,mangelhaft bis ungenügend‘ benotet wird.“

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat heute im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zum 13. Mal den Bildungsmonitor für alle 16 Bundesländer vorgelegt. Die anhand von 12 Handlungsfeldern und 93 Indikatoren gefertigte Studie ermittelt seit 2004 unter anderem, inwieweit ein Bundesland die Bildungsteilhabe verbessert, zur Fachkräftesicherung beiträgt und Wachstum fördert. Unter Leitung von Prof. Dr. Axel Plünnecke wurde diesmal auch der Stand der Flüchtlingsintegration im Bildungsbereich untersucht.

Im Einzelnen erzielen die fünf Küstenländer folgende Ergebnisse:

Hamburg liegt auf Rang 5 vorn

Hamburg belegt Rang 5 im Vergleich der Bildungssysteme. Stark zeigt sich die Hansestadt dank eines früh einsetzenden Fremdsprachenangebots besonders beim Handlungsfeld Internationalisierung (1. Platz). Auch die Förderinfrastruktur (2. Platz) ist nach dem breiten Ausbau des Ganztagsangebots gut, ebenso die Forschungsorientierung (3. Platz). Inputeffizienz (4. Platz) sowie Betreuungsrelationen (4. Platz) können sich sehen lassen. Das Hamburger Modell zur Integration von Flüchtlingskindern in Schulen zeichne sich durch frühe Eingliederung in Regelklassen aus, vermerkt der Bildungsmonitor 2016, dürfe die Stadtteilschulen aber dabei nicht überfordern.

NORDMETALL-Bildungs-Geschäftsführer Peter Golinski: „Hamburg holt auf. Verbesserungspotenzial besteht aber insbesondere noch in den Feldern Bildungsarmut und Schulqualität, speziell der MINT-Fächer. Hamburg hat die Probleme erkannt und engagiert sich mit vielfältiger Unterstützung von NORDMETALL und seiner Stiftung für bessere Unterrichtserfolge in Mathematik und Naturwissenschaften, etwa mit den Projekten Lütting, Mintforum Hamburg und dem neuen Schülerforschungszentrum.“
 
Niedersachsen belegt Platz 9

Niedersachsen erreicht mit dem 9. Rang die zweitbeste Platzierung unter den Nordstaaten. Stärken werden in den Handlungsfeldern Zeiteffizienz, Ausgabenpriorisierung und Inputeffizienz (jeweils 5. Platz) erreicht, was für eine effektive Steuerung durch das Kultusministerium spricht. In Niedersachsen können Flüchtlinge, denen Bildungsnachweise fehlen, den Zugang zu Hochschulstudien über ein absolviertes Studienkolleg erreichen. In Mecklenburg-Vorpommern, Bremen oder Schleswig-Holstein registriert die Studie keine herausragenden Bemühungen im Bereich der Flüchtlingsintegration.

NORDMETALL-Bildungs-Geschäftsführer Peter Golinski: „Niedersachsen rangiert im gesamtdeutschen Mittelfeld, was zum Beispiel an der schwachen Internationalisierung liegt, die mangels frühem und intensivem Fremdsprachenunterricht feststellbar ist. Im Bereich Hochschule fallen vor allem die niedrigen akademischen Nachwuchszahlen im MINT-Bereich auf. Bildungsteilhabe ist auch in Niedersachsen ein besonders schwacher Punkt. Für mehr Erfolge schon im Unterricht engagieren sich NORDMETALL und seine Stiftung unter anderem mit den Projekten MINT-Schule Niedersachsen und NORDMETALL-Cup Formel 1.“

Mecklenburg-Vorpommern erzielt Rang 11

Mecklenburg-Vorpommern rangiert mit Platz 11 im hinteren Drittel unter allen Ländern. Positive Abweichungen vom bundesweiten Durchschnittswert lagen im Nordosten im Handlungsfeld Integration (5. Platz) und Forschungsorientierung (6. Platz) vor, mittlere Positionen werden bei beruflicher Bildung (7. Platz) und bei der Förderinfrastruktur (7. Platz) erreicht.

NORDMETALL-Bildungs-Geschäftsführer Peter Golinski: „Unterdurchschnittlich schnitt Mecklenburg-Vorpommern vor allem bei der Zeiteffizienz, der Inputeffizienz und den Betreuungsrelationen ab, was ernste Fragen zur Arbeit des Bildungs- und Wissenschaftsministeriums aufwirft. Konkrete Sorgen machen Beobachtern die Überalterung der Lehrerschaft, eine hohe Ausbildungs-Abbrecherquote, die dünne Struktur der Berufsschulstandorte und der Mangel an Jugendberufsagenturen, die sich etwa in Hamburg sehr bewährt haben. NORDMETALL und seine Stiftung engagieren sich auch im Nordosten mit MINT-Projekten wie CreateMV oder dem Info-Truck.“

Bremen erzielt den 12. Platz

Das Bundesland Bremen schneidet in den einzelnen Handlungsfeldern sehr unterschiedlich ab. Herausragende Stärken stellen mit Platz 1 die Bereiche Hochschule und akademische MINT-Bildung sowie die Zeiteffizienz (Platz 1) dar, gut sieht es auch im Handlungsfeld berufliche Bildung (4. Platz) aus.

NORDMETALL-Bildungs-Geschäftsführer Peter Golinski: „Bremen stellt in Sachen Schuletat das traurige Schlusslicht unter allen Bundesländern. Verbesserungsbedarf besteht weiterhin bei der Ausgabenpriorisierung und bei der Bekämpfung von Bildungsarmut. Zur Sicherung der Schulqualität, die bei den MINT-Fächern besonders in den weiterführenden Schulen nicht überzeugt, engagieren sich NORDMETALL und seine Stiftung mit der MINT-Schule Bremen und Mint for Ing.“

Schleswig-Holstein nur auf Rang 13

Schleswig-Holstein erzielt mit Rang 13 den schlechtesten Wert aller norddeutschen Bundesländer und hat in drei Jahren kaum aufgeholt. Stärken weist das Land zwischen den Meeren nur bei den Handlungsfeldern Zeiteffizienz (Platz 2) und teilweise bei der Bekämpfung der Bildungsarmut (Platz 6) auf.

NORDMETALL-Bildungs-Geschäftsführer Peter Golinski: „Aufholen muss der hohe Norden in fast allen Bereichen, insbesondere im Sektor Hochschule und MINT sowie bei der Forschungsorientierung, wo es an Verknüpfungen mangelt. Bei der Internationalisierung, der Förderinfrastruktur, bei der beruflichen Bildung und bei den Betreuungsbedingungen liegt Schleswig-Holstein weit hinten, was später Fremdsprachenorientierung, mangelndem Ganztagsangebot, hoher Schulabbrecherquote und unterdurchschnittlicher Berufsorientierung zuzuschreiben ist. Die zentralen Probleme sind im Kieler Kultusministerium erkannt und werden inzwischen angepackt. NORDMETALL und seine Stiftung helfen mit: MINT-Schule Schleswig-Holstein, LüttIng. oder NORDMETALL Cup Formel 1 vernetzen Schülerinteressen mit Unternehmen der Metall und Elektroindustrie.“

Alle Ergebnisse des Bildungsmonotor 2016 finden Sie unter www.insm-bildungsmonitor.de

Kontakt:
NORDMETALL Verband der Metall- und Elektroindustrie e.V.
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Kapstadtring 10
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