Aktuelle DEHOGA Umfrage zur Situation und zum Weihnachtsgeschäft
Jeder zweite Betrieb mit Existenzangst // Deutliches Minus im Umsatz // Vorweihnachts-, Weihnachts- und Jahresendgeschäft merklich hinter dem Vorkrisenjahr 2019 // Kostensteigerungen, Personalmangel und Konsumzurückhaltung drücken die Stimmung zum Jahresende
Die aktuelle DEHOGA Umfrage ergab für Mecklenburg-Vorpommern ein deutlich eingetrübtes Bild. Lars Schwarz, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes / Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. (DEHOGA MV), sagt anlässlich der Veröffentlichung der Ergebnisse der aktuellen Monatsumfrage des DEHOGA: „Abermals neigt sich ein krisengeprägtes Jahr dem Ende, erneut müssen die Betriebe des Gastgewerbes in Mecklenburg-Vorpommern Verluste und negative Entwicklungen verkraften. Um etwa 14 Prozent ist in den befragten Unternehmen der Umsatz November 2022 im Vergleich zum Vorkrisenvergleichsmonat November 2019 gesunken. Auch kumuliert hinkt die Branche im Nordosten den Vergleichszahlen aus 2019 hinterher, hier lag das Minus von Januar bis November 2020 bei 8 Prozent. Hier muss zusätzlich berücksichtigt werden, dass die bis dato bereits eingetretenen inflationsbedingten Kostensteigerungen in keinem Unternehmen in voller Höhe oder lediglich marginal auf die Preise umgelegt werden konnten. Dies verleiht den Umsatzverlusten eine zusätzliche Dimension und verdeutlicht die überaus schwierige Lage.“
Schwarz führt weiter aus: „Gerade der Blick auf das traditionell so wichtige Vorweihnachts- bzw. Weihnachts- und Jahresendgeschäft verdeutlicht das. Bei 49,2 Prozent der Unternehmen ist aktuell die private Nachfrage schlecht bis sehr schlecht, bei 64 Prozent der Unternehmen ist zudem die geschäftliche Nachfrage schlecht bis sehr schlecht. Hinzu kommt, dass bei 36 Prozent der Unternehmen die Buchungs- und Reservierungslage zu Weihnachten und zum Jahreswechsel lediglich befriedigend, bei 31 Prozent sogar schlecht ist. Rund 63 Prozent der Unternehmen berichten von einem spürbar schlechteren Weihnachtsgeschäft als im Vergleichsjahr 2019. Bei80 Prozent der Unternehmen haben die Weihnachtsfeiern von Firmenkunden nicht das Niveau von 2019 erreicht. Zudem gaben rund 75 Prozent der Unternehmen an, dass auch die privaten Feiern im Niveau im Vergleich hinter dem Vergleichsjahr 2019 signifikant zurückliegen. Dass damit die für das Überleben im Winter so wichtigen Einnahmen ausfallen, ist für die eh schon durch die Corona-Krise gebeutelten Unternehmen des Gastgewerbes doppelt bitter, diese Situation kann für manch Unternehmen der Sargnagel sein.“
„Diese doch negative Entwicklung trifft auf zum Teil deutlich gestiegene Gesamtenergiekosten. 19 Prozent der Unternehmen berichteten von bis zu 20 Prozent Energiekostensteigerung im Vergleich November 2022 zu November 2021. Bei 24 Prozent der Unternehmen lag darüber hinaus die Steigerung der Energiekosten bei bis zu 40 Prozent. Rund 13 Prozent der Unternehmen berichteten gar von Energiekostensteigerungen von bis zu 60 Prozent. Die restlichen Unternehmen verzeichneten sogar Erhöhungen von bis zu 300 Prozent. Nur 11 Prozent der Befragten verzeichneten in den Energiekosten aufgrund laufender Verträge noch keine Veränderung. Es wundert uns vor diesem Hintergrund nicht, dass 34 Prozent der Betriebe befürchten, im Jahr 2023 in die Verlustzone zu rutschen. Gegenwärtig sieht jeder zweite Unternehmer die Existenz des eigenen Betriebes massiv bedroht und gefährdet, ein Höchstwert, der ein Alarmsignal ist“, so der Verbandspräsident.
Die Umfrage des DEHOGA hat darüber hinaus auch beleuchtet, wie die Unternehmen mit dieser existenzbedrohenden Situation umgehen. n Reaktionen auf gestiegene Energiekosten gaben die Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern an, die Preise anzupassen (71 Prozent der Unternehmen), verstärkt Energie einzusparen (59 Prozent), die Öffnungszeiten zu verringern (49 Prozent), grundsätzlich Kosten im Betrieb zu sparen (41 Prozent), temporär den Betrieb zu schließen (33 Prozent) und das Angebot grundsätzlich zu reduzieren (31 Prozent).
Lars Schwarz dazu: „Das zeigt, die Unternehmen tun alles, um diese abermals existenzbedrohende Krise zu meistern. Allerdings bedarf es weiterer Unterstützung durch die Politik. Ganz klar ist die von der Bundesregierung beschlossene Gas- und Strompreisbremse richtig und wichtig und in ihrer Art sicherlich auch dazu angetan, Verbraucher wie Unternehmen zu entlasten. Allerdings muss beim zugrunde liegenden Referenzzeitraum für alle Unternehmen gleichermaßen berücksichtigt werden, dass im Vergleichszeitraum 2021 die Branchenbetriebe fast fünf Monate geschlossen waren. Dass hier der jeweilige Vergleichsverbrauch extrem niedrig war und damit nicht als Grundlage für die Unterstützung in der jetzigen Krise dienen kann, erschließt sich selbstredend.“
Zusätzlich sehen sich die Unternehmen massiven Kostensteigerungen ausgesetzt. Lebensmittel sind im Vergleich der Jahre 2022zu 2021 im Durchschnitt in den Unternehmen um 23 Prozent, die Personalkosten um 19 Prozent und die Kosten für Getränke um 14 Prozent gestiegen. Hinzu kommen die Erhöhungen bei sämtlichen weiteren Vorproduzenten bzw. Dienstleistern, wie bspw. den Wäschereien.
Schwarz weiter: „Die Inflation mit den Preissprüngen spüren natürlich auch Gäste und Kunden. Von daher wundert es nicht, dass74,1 Prozent der Unternehmen einen Rückgang der Gästezahlen aufgrund von Konsumzurückhaltung spüren, mit Blick auf das dringend benötigte Jahresendgeschäft einmal mehr dramatisch.“
„Neben der schon beschriebenen Situation rund um die Energiekostenerhöhung und die Auswirkungen der Inflation, leiden die Unternehmen noch immer unter dem coronabedingten Abwandern von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Zwar sind schon viele der durch die politischen Zwangsschließungen zum Abwandern gezwungenen Arbeitskräfte wieder zurück in der Branche, dennoch sind noch nicht alle Stellen wieder besetzt. Der Personalmangel führt in der Reaktion (Mehrfachnennungen möglich) zu folgenden Auswirkungen: Reduktion von Öffnungszeiten/ Öffnungstagen (72,9 Prozent), Absage von Veranstaltungen (58,3 Prozent), Verkleinerung des Speisenangebotes (47,9Prozent). Die Unternehmen, die massiven Personalmangel beklagten, haben im Durchschnitt im Zeitraum Oktober/November 2022 rund 39.000 Euro Umsatz nicht tätigen können, weil Personal gefehlt hat. Hier setzen wir große Erwartungen in die von der Bundesregierung angekündigten Pläne, wonach das Einwanderungsrecht so verändert werden soll, dass die Hürden für Fachkräfte aus dem Ausland abgesenkt werden. Es muss für Menschen in Drittstaaten leichter werden, einen Job in Deutschland zu finden. Außerdem drängen wir hier auch die Landesregierung. Auch aus dem Land heraus muss das Thema angegangenen werden. Lediglich Arbeitskreise zu bilden, reicht im Zweifel nicht aus“, so Schwarz.
Der DEHOGA MV-Präsident abschließend: „Die aktuelle Situation und die geschilderte Lage im Gastgewerbe machen deutlich, die Branche steht am Kipppunkt. Alle Diskussionen über zusätzliche Belastungen des Gastgewerbes gehen fehl und kommen absolut zur Unzeit. Bettensteuern oder sonstigen zusätzlichen Belastungen erteilen wir eine klare Absage. Wir fordern im Gegenzug ein wirkliches Belastungsmoratorium.“