Digitalisierung ist Chance für Arbeitsmarkt in MV

Arbeitgeberverbände kritisieren aktuelle IAB-Veröffentlichung

Schwerin |12. Oktober 2018. Die Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern (VU) äußerte sich heute über die aktualisierte Bewertung künftiger Digitalisierungswirkungen am Arbeitsmarkt. Jens Matschenz, VU-Geschäftsführer für Wirtschaft und Arbeit, erklärte:
„Die regelmäßig erscheinenden Berichte des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) über Substituierungspotenziale einzelner Berufe sind aus unserer Sicht zwar interessant, aber nicht wirklich aussagekräftig.

Der aktuelle Bericht kann zum Beispiel noch keine wirklich verlässliche Auskunft über Verlauf und Umfang tatsächlich entfallender Berufe und Tätigkeiten abgeben.

Zum Beispiel sind im Verarbeitenden Gewerbe, für das durch das IAB ein besonders hoher Anteil theoretischer Substituierbarkeit prognostiziert wird, Firmen und Beschäftigte bereits seit Jahren im Thema Digitalisierung unterwegs. Hier entstehen fast täglich neue Formen der Kollaboration zwischen Menschen und Maschinen, werden technologische Neuerungen eingeführt, steigt die Wertschöpfung, qualifizieren sich Mitarbeiter und Führungskräfte ständig weiter und bleiben Berufe und Tätigkeiten auf lange Frist hochattraktiv und gut bezahlt.

Weiterbildung ist deshalb schon jetzt ein zentrales Handlungsfeld zur Flankierung und Bewältigung des Strukturwandels in den Betrieben. Erfolgreich hatten sich die Wirtschaftsverbände dafür eingesetzt, diese Prozesse durch geeignete Förderung zu unterstützen, mit dem Ergebnis, dass das Wirtschaftsministerium mit der Qualifizierungsrichtlinie, der Einstellungsrichtlinie und der Förderung von Prozessinnovationen insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen gezielte Hilfen anbietet.

Schon bei den vorherigen IAB-Berichten zeigte sich jedoch, dass die zugrunde gelegten Tätigkeitsmerkmale zur Einschätzung künftiger Substituierbarkeit einzelner Berufe nicht immer auf dem aktuellen Stand waren. Über solche methodischen Schwächen und Unschärfen könnte man hinwegsehen, fehlte nicht eine zumindest gleichrangige Darstellung der Chancen, also der Wachstumsseite. Die Prognose über das Entstehen neuer Tätigkeitsfelder und Berufe bleibt im Kurzbericht eher vage.

Die Diskussion über komplexe Sachverhalte der Digitalisierung in der Arbeitswelt benötigt deutlich konstruktivere Beiträge der Wissenschaft. Niemandem ist mit einem wohligen Schauer durch Kassandrarufe geholfen. Vom IAB als kompetente Forschungseinrichtung erwarten wir deshalb mehr Augenmaß, Präzision und Ausgewogenheit in der Begleitung dieses arbeitsmarktpolitischen Themas.

Mecklenburg-Vorpommern hat große Chancen, seinen absehbaren Vorsprung in der digitalen Netzausstattung gegenüber anderen Bundesländern in eine grandiose Erfolgsgeschichte digitalisierter Wirtschaft und gesellschaftlicher Teilhabe umzumünzen. Dazu könnte künftig auch die IAB-Forschung beitragen, zum Beispiel als Partner eines geplanten Kompetenzzentrums Arbeit 4.0 ab 2019 im Rahmen der Digitalen Agenda der Landesregierung.“

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