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Fachtag im Schweriner Schloss ausgebucht: Klischeefreie Berufsorientierung im Fokus

Fachtag im Schweriner Schloss ausgebucht: Klischeefreie Berufsorientierung im Fokus
Laura Pooth, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Nord; Lars Schwarz, Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. (VU); Andreas Petters, Referatsleiter Grundsatzangelegenheiten berufliche Schulen, Übergang Schule und Beruf, Förderung der Weiterbildung und Europäischer Sozialfonds im Ministerium für Bildung und Kindertagesförderung; Michaela Skott, Moderatorin
(Fotograf:in Rostock - Margit Wild)


Gemeinsame Pressemitteilung
Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. und
Deutscher Gewerkschaftsbund Bezirk Nord

Trotz einer scheinbar großen Auswahl an Berufen ist die Berufswahl junger Menschen noch immer durch tief verankerte Geschlechterklischees geprägt – mit spürbaren Folgen für Lebensweg und Arbeitsmarkt in Mecklenburg-Vorpommern.

Im Schweriner Schlosses diskutierten über 100 Akteur:innen aus ganz MV, wie junge Menschen ihren Berufswunsch künftig freier und jenseits starrer Geschlechterrollen gestalten können. Der Fachtag „Klischeefreie Berufliche Orientierung in Mecklenburg-Vorpommern“ war damit restlos ausgebucht.

Initiiert von den Sozialpartnern Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB) Nord und der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. (VU), im Rahmen des Projekts Gender@School, wurde eines sehr deutlich: Geschlechtersensible Berufsorientierung ist kein Randthema – sie ist der Schlüssel zu Chancengleichheit, beruflicher Zufriedenheit und einer widerstandsfähigen Arbeitswelt der Zukunft.

Landtagspräsidentin Birgit Hesse, Schirmherrin der Veranstaltung, machte in ihrem Grußwort unmissverständlich klar: „Eine klischeefreie Berufsorientierung ist ein Schritt in Richtung Gleichstellung und ein Gewinn für unsere Gesellschaft. Sie ermöglicht es den Jugendlichen, ihre Talente und Leidenschaften zu entdecken. Das führt letztlich auch zu einer höheren Zufriedenheit im Berufsleben und einer stärkeren Fachkräftesicherung. Indem wir die Selbstbestimmtheit junger Menschen fördern, legen wir den Grundstein für eine vielfältige, gesunde und innovative Arbeitswelt.“

Ein Höhepunkt des Fachtags war die Paneldiskussion zur gendersensiblen Beruflichen Orientierung. Vertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft beleuchteten, wie klischeefreie Berufsorientierung nachhaltig gelingen kann – sowohl im Schulkontext als auch in der Ausbildungspraxis von Unternehmen.

Laura Pooth, die Vorsitzende des DGB Nord, machte deutlich, wie wichtig ein Umdenken in der betrieblichen Ausbildung ist: „Auch Unternehmen können ihren Beitrag leisten und dürfen ihre Auszubildenden nicht nach überholten Rollenklischees auswählen. Denn unsere Befragungen im Ausbildungsreport für Mecklenburg-Vorpommern zeigen: Mädchen landen häufiger in einer Ausbildung, die weiblich dominiert ist, aber gar nicht ihrem Wunsch entspricht. Und diese Ausbildungen bieten zudem meist nicht die besten Ausbildungsbedingungen oder Verdienste. Diese Benachteiligung müssen wir aufbrechen.“

Auch Lars Schwarz, Arbeitgeberpräsident der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V., betonte die Verantwortung von Ausbildungsbetrieben: „In alten Rollenmustern zu verharren, können sich unsere Ausbildungsbetriebe schon lange nicht mehr leisten. Sie sind längst gefordert, klischeefreie Voraussetzungen für die betriebliche Ausbildung zu gewährleisten. Die klischeefreie Berufsorientierung als schulisches Angebot kann nur ein Teil der Lösung sein. Das Elternhaus muss von Beginn an in den Prozess mit eingebunden werden. Alte Rollenbilder werden leider oft genug noch in der Familie geprägt“

Christoph Kröger von der Initiative Klischeefrei machte deutlich, dass einer klischeefreien und vielfältigen Kultur in Unternehmen bereits aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus eine gesteigerte Bedeutung zukommt. Mit Blick auf den schulischen Auftrag im Bereich der Beruflichen Orientierung zeigte er konkrete Handlungsmöglichkeiten auf, wie Lehrkräfte junge Menschen ermutigen können, eigene Interessen jenseits traditioneller Rollenbilder zu entdecken. Dabei wurde klar: Wenn wir klischeefreies Denken fördern, schaffen wir Raum für individuelle Entfaltung – und stärken den gesamten Berufsorientierungsprozess.

Im Workshop für Lehrkräfte ging es praxisnah zur Sache: Wie lassen sich Klischees im Schulalltag erkennen, hinterfragen und aufbrechen? Anhand konkreter Unterrichtsmaterialien aus dem Projekt Gender@School erhielten die Teilnehmenden Inspiration für den eigenen Unterricht. Ergänzt wurde der Input durch Praxisbeispiele von Lehrkräften– etwa eine selbstorganisierte Berufsmesse, Jungen- und Mädchenwerkstätten oder die nachhaltige Integration des Girls’Day ins Schulprogramm.

Wie wertvoll klischeefreie Berufliche Orientierung sein kann, formuliert Ines Hupfer, Lehrkraft für Berufliche Orientierung am Evangelischen Bildungscampus Dettmannsdorf, so: „Klischeefreie Berufsorientierung hat meiner Meinung nach langfristig zahlreiche positive Effekte. So kann zum Beispiel eine gerechtere Verteilung von Talenten in allen Berufsfeldern gefördert werden, was dazu beitragen kann, den Fachkräftemangel in bestimmten Branchen zu mildern. Gesellschaftlich wird die Gleichstellung der Geschlechter unterstützt und traditionelle Rollenbilder werden aufgebrochen. Individuell profitieren die Jugendlichen von einem erfüllteren Berufsleben, da sie Berufe wählen können, die wirklich zu ihren Interessen und Fähigkeiten passen.“

Zeitgleich setzten sich Unternehmensvertreter:innen im Parallelworkshop damit auseinander, wie Vielfalt als strategisches Instrument zu Fachkräftegewinnung genutzt werden kann. In den Mittelpunkt rückten betriebliche Diversity-Strategien, die Umsetzung des Girls’Day in Unternehmen sowie die Toolbox „Unternehmenserfolg MV“ – ein praktischer Ansatz, um Fachkräfte durch Offenheit und Inklusion gezielt zu gewinnen.

Ein konkretes Praxisbeispiel lieferte die Deutsche Bahn AG: „Für uns ist Vielfalt eine wesentliche Grundlage unseres Erfolgs. Deshalb legen wir in der Personalgewinnung einen Fokus auf Diversity-Recruiting – denn in einem historisch engen Arbeitsmarkt sehen wir darin einen wichtigen Teil der Lösung für den Fachkräftemangel. Diversity-Recruiting umfasst einen Mindset-Change, Marketing- und Recruitingmaßnahmen sowie gezieltes Monitoring. Dies ermöglicht einen insgesamt chancengerechteren und diskriminierungsfreieren Recruitingprozess.“, erklärt Anne-Sophie Hoffmeister, Senior Referentin Diversity Recruiting bei der Deutsche Bahn AG.

Die Teilnehmenden diskutierten engagiert über Wege zu einer klischeefreien Berufsorientierung – ein klares Zeichen für den Handlungsbedarf und das große Engagement vor Ort. Der Fachtag bot einen lebendigen Raum für Austausch, gegenseitige Inspiration und konkrete Ideen für die Praxis. Lehrkräfte, Unternehmensvertreter:innen und politische Akteur:innen nutzten die Gelegenheit, neue Perspektiven zu gewinnen und gemeinsam an Lösungen für mehr Geschlechtergerechtigkeit im Übergang Schule – Beruf zu arbeiten.

Für weitere Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:

Lisa Liewert
Projektleitung Gender@School
Tel.: +49 (0) 174 4937530
E-Mail: liewert@bwmv.de

Michél Murawa
Projektmitarbeiter Gender@School
Tel.: +49 (0)1523 466 47 53
E-Mail: murawa@arbeitundlebenmv.de

Das Projekt Gender@School wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative Bildungsketten. Es wird von den Sozialpartnern Deutscher Gewerkschaftsbund Nord (DGB Nord) und der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. (VU) getragen.

Hintergrundinformation:

Die Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern e.V. (kurz: VU) ist der Dachverband von derzeit 60 Arbeitgeber-, Wirtschafts-, Fach- und Regionalverbänden. Mit ihren über 7.800 Mitgliedern und gut 340.000 Beschäftigten vertritt die VU die Interessen der ARBEITERGEBER MECKLENBURG-VORPOMMERN gegenüber der Politik in Land und Bund, den Verwaltungen sowie den Medien und der Öffentlichkeit. Die VU ist die Landesvertretung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und der Landesverband der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA).

Der DGB Bezirk Nord umfasst die Bundesländer Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Die Gewerkschaften zählen in den drei Ländern zusammen mehr als 400.000 Mitglieder. Der DGB ist der Bund der Gewerkschaften. Gemeinsam vertreten der Bund und die Mitgliedsgewerkschaften die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Interessen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

Weitere Informationen zu Gender@School finden Sie unter:
https://www.boje-mv.de/gender-at-school

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