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Hamburger M+E-Industrie weiter im Krisenmodus – Corona-Folgenbewältigung wird Jahre dauern

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NORDMETALL und AGV NORD haben ihre Mitgliedsunternehmen zwischen Ende September und Anfang Oktober zum dritten Mal in diesem Jahr nach den Folgen der Corona-Krise für ihre Arbeit befragt. „Die Ergebnisse belegen, dass die Pandemie der M+E-Industrie in Hamburg weiter sehr ernste Probleme bereitet. Besonders die Luftfahrtindustrie ist hart getroffen, auch Schiffbau oder Metallerzeuger müssen derzeit kämpfen. Viele Unternehmen befürchten, dass die Bewältigung noch Jahre brauchen wird“, resümiert Dr. Thomas Piehler, NORDMETALL-Vizepräsident aus Hamburg und Arbeitsdirektor der Philips GmbH.

Im Einzelnen ist die Kapazitätsauslastung aller norddeutschen M+E-Betriebe mit 75,7 Prozent seit Beginn der Corona-Krise nur um gut vier Punkte gestiegen. Im Frühjahr 2018 erreichte sie zuletzt den Spitzenwert von 89,9 Prozent. 53 Prozent der Unternehmen in Hamburg bezeichnen ihre Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht, im ganzen Norden sind es 46 Prozent. Am härtesten trifft es in der norddeutschen M+E-Industrie den Luft- und Raumfahrzeugbau, dessen Betriebe die Geschäftslage zu 80 Prozent als unbefriedigend oder schlecht bezeichnen, gefolgt von Gießereien (64 Prozent), den Herstellern von Metallerzeugnissen (61 Prozent), dem Maschinenbau (57 Prozent), den industrienahen Dienstleistern (56 Prozent) und dem Schiffbau (50 Prozent).

48 Prozent aller norddeutschen M+E-Unternehmen leiden unter Auftragsmangel, so viele wie noch nie seit Beginn der Corona-Krise. 46 Prozent der M+E-Unternehmen in Hamburg wagen keine Prognose, wann das Vorkrisenniveau wieder erreicht werden könnte, 28 Prozent erwarten dies erst Ende 2021, der Rest zwischen Ende 2020 und Mitte 2021. 42 Prozent der Betriebe im NORDMETALL-Verbandsgebiet wollen ihre Investitionen einschränken, mehr als doppelt so viele wie vor eineinhalb Jahren. 60 Prozent der Unternehmen erwarten für dieses Jahr einen Umsatzrückgang – an der Spitze die Firmen im nordwestlichen Niedersachsen (73 Prozent), in Hamburg (66 Prozent) und Bremen (60 Prozent). In Mecklenburg-Vorpommern sind es 55 Prozent, in Schleswig-Holstein 52 Prozent.

47 Prozent aller befragten norddeutschen Unternehmen nutzen nach wie vor das Instrument der Kurzarbeit (Juni: 52 Prozent). Im Schiffbau geht man davon aus, dass es mindestens noch 14 Monate, im Luft- und Raumfahrtbau 13 Monate eingesetzt wird. Der Anteil der Unternehmen, die betriebsbedingte Kündigungen aussprechen mussten, verdoppelte sich im gesamten Norden seit Juni knapp auf jetzt 7,9 Prozent, in Hamburg sind es sechs Prozent. Fast ein Drittel der norddeutschen und Hamburger Betriebe plant einen Personalabbau im kommenden Jahr. 71 Prozent der Unternehmen in der Elbmetropole wollen zum Herbst 2021 das Ausbildungsplatzangebot erhalten oder ausbauen, der Rest will es einschränken.

58 Prozent der norddeutschen M+E-Unternehmen sehen sich nicht in der Lage, den Preis- und Kostendruck aufzufangen – so viele wie noch nie seit 2013. Drei Viertel machen dafür vor allem die hohen Arbeitskosten in Deutschland verantwortlich. 58 Prozent beurteilen die negativen Einflüsse der internationalen Politik als erschwerende Wirtschaftsfaktoren. In Hamburg sehen 24 Prozent der Unternehmen ihre Produktion noch als stark oder sehr stark eingeschränkt an. In allen anderen norddeutschen Ländern sind es weniger Betriebe.

Dr. Thomas Piehler: „Der schwere Corona-Einbruch macht in Hamburg besonders den Firmen des Luftfahrtclusters zu schaffen. Das Vorkrisenniveau wird für die M+E-Branche wohl erst in Jahren wieder in Sicht kommen. Der Erhalt von Arbeitsplätzen wird in den nächsten Monaten deutlich schwerer werden, wenn sich die Auftragslage nicht bessert. Wir appellieren an die Gewerkschaft, angesichts dieser Krisensituation in der kommenden Tarifrunde keine neuen Kosten für die Unternehmen zu verursachen. Stattdessen sollte sie mit uns gemeinsam anpacken, um Betriebe so weit wie möglich zu entlasten und Arbeitsplätze zu erhalten. Auch die Politik muss neue Bürokratie und Kostenbelastungen vermeiden – für komplizierte Lieferkettengesetze, eine Beschneidung des Werkvertragsrechts oder einen Anspruch auf Homeoffice ist jetzt überhaupt nicht die Zeit.“

192 Unternehmen mit rund 66.000 Beschäftigten aus beiden Verbänden nahmen an der Befragung in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und dem nordwestlichen Niedersachsen teil (Hamburg: 49 Betriebe, 20.600 Beschäftigte).

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