5. Norddeutscher Ernährungsgipfel: Ernährungswirtschaft fordert uneingeschränkte Systemrelevanz für die ganze Branche
Etwa 200 Fachleute aus Norddeutschland treffen sich am 1. September in Warnemünde zum 5. Norddeutschen Ernährungsgipfel (NEG). Veranstalter ist die Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (AMV). Der Brandenburger Agrarmarketingverband pro agro ist erneut Partner der Veranstaltung.
Etwa ein Viertel der diesjährigen Teilnehmer reist aus anderen Bundesländern an. „Die Veranstaltung ist sehr gut besucht und zeigt das Interesse der Branche an der Kommunikation untereinander. Neben Fachleuten aus der Wirtschaft begrüßen wir Vertreter aus Handel und Dienstleistungsbetrieben, Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Kammern und Verbänden", freut sich AMV-Vorsitzender Tobias Blömer, "der Norddeutsche Ernährungsgipfel zählt zu Norddeutschlands wichtigsten Plattformen für den Mittelstand."
Das vor einem Jahr formulierte Thema des Ernährungsgipfels ist aktueller denn je: “Umgang mit Veränderungen - Gelangen Globalisierung und Regionalisierung ins Gleichgewicht?”
„Die aktuelle Lage ist für die Mehrheit der Betriebe überaus unbefriedigend. Die vor allem durch kleine und mittelständische Unternehmen geprägte Ernährungsbranche befürchtet ins Hintertreffen zu geraten. Unterkühlte Wohnungen und eingeschränkte Verfügbarkeit von Lebensmitteln sind im 21. Jahrhundert in Deutschland unakzeptabel“, macht Blömer klar.
Die aktuelle Situation im Energiebereich ist alarmierend und wird von der Branche lt. der im August vom AMV durchgeführten Umfrage nicht akzeptiert. Preissteigerungen im Lebensmittelbereich und eine damit verbundene sinkende Konsumlaune sowie die Ungewissheit der Auswirkungen der Corona-Maßnahmen für den bevorstehenden Herbst und Winter haben die Erwartungen der Betriebe in der Lebensmittelbranche erheblich eingetrübt. Knapp 92 % der Betriebe sind zudem von Lieferschwierigkeiten unterschiedlichen Ausmaßes betroffen. 100 % der Befragungsteilnehmer sprechen von gestiegenen Logistikkosten und 88 % von Logistikproblemen am Markt. Die pro agro-Trendumfrage zur Jahresmitte in Brandenburg bestätigt, dass Kosten- und Preissteigerungen sowie Lieferengpässe deutliche Spuren hinterlassen. Energie-Allianzen und Vermarktungsgemeinschaften werden hier als hilfreich gesehen.
Was die Preissteigerungen vor allem für die kleineren Betriebe im Land bedeuten, ist im vollen Umfang noch nicht absehbar. Denn der Trend zu Regionalität und Lokalität, der sich in den letzten Jahren gut entwickelt hat, scheint gebrochen. Preiseinstiegsmarken im gesamten Handel sind im Aufwind. Aber auch hier haben sich notwendige signifikante Preiserhöhungen am Markt durchgesetzt. Die Wirtschaft fürchtet Strafen durch die Händler, sofern sie ihren Lieferverpflichtungen nicht zu 98 % nachkommt. Themen wie die Tierwohl-Finanzierung sind gefährdet. Und dies schlägt bis zu den Landwirten durch.
Genügend Gesprächsstoff liegt auf dem Tisch. Im Mittelpunkt steht neben der gesicherten Einstufung der Lebensmittelbranche als systemrelevant die Forderung an die Politik nach gesicherter und bezahlbarer Energie in Deutschland.
Beim diesjährigen Norddeutschen Ernährungsgipfel hat der AMV erneut das Partnernetzwerk pro agro - Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg-Berlin e.V. an seiner Seite. Vorsitzende Hanka Mittelstädt formuliert das so: "Vom 5. Norddeutschen Ernährungsgipfel muss ein klares Signal ausgehen: Gute, nachhaltige Nahrungsmittel und die resiliente Versorgung der Bürgerinnen und Bürger müssen durch die Stärkung von Land- und Ernährungswirtschaft in den Regionen entstehen. Das erst jetzt in der Politik laut diskutiert wird, unsere Branche als systemrelevant einzustufen, lässt tief blicken. Immer deutlicher wird: Globalisierung und Ernährung - da hakt es ganz gehörig auch unter Gesichtspunkten von Klima- und Energiekrise. Als Verband von Mitgliedsunternehmen vertreten wir mittelständische Unternehmen der so wichtigen Lieferkette Land- und Ernährungswirtschaft. Aktuell sind wir mit den Herausforderungen der steigenden Energiepreise allein gelassen. Es kann nicht aufgehen, dass Lebensmittel billig bleiben sollen und auf Seiten der Erzeuger und Hersteller alle entscheidenden Kostenfaktoren wie Rohstoffe, Energie und Arbeit steigen. Wir werden unseren Beitrag leisten - aber bitte mit fairer Lastenverteilung. Wenn die Höhepunkte der aktuellen Krise überschritten sind, muss endlich gehandelt werden und für die Sicherung und den Ausbau regionaler Lieferketten ein massives Förderszenario bereitgestellt werden. Wenn das nicht passiert, werden uns die Krisen weiter überrollen.“
Insgesamt unterstützen 20 Sponsoren und Partner sowie 19 Produzenten und die Marketingnetzwerke aus allen anderen norddeutschen Bundesländern die Veranstaltung. Premiumsponsoren sind die Ellerhold Aktiengesellschaft aus Radebeul und die Lienig Wildfruchtverarbeitung GmbH aus Zossen. Der Ernährungsgipfel wird von einer Fachausstellung mit 23 Ausstellern begleitet.
Aktuelle Zahlen zum Ernährungsgewerbe in MV
Das Ernährungsgewerbe ist die umsatzstärkste Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes in MV. Sein Umsatz weist 2020 insgesamt 4,2 Mrd. EUR aus, damit steht die Branche für ca. 30 % des Gesamtumsatzes in MV, gefolgt vom Maschinenbau mit einem Anteil von 15.5 %.
Laut Statistischem Landesamt umfasste die Branche 2020 insgesamt 163 Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten. Mit fast 18.000 Beschäftigten war mehr als jeder vierte Industriebeschäftigte 2020 im Ernährungsgewerbe inkl. Futtermittelgewerbe beschäftigt.
Aktuelle Zahlen zum Ernährungsgewerbe in Brandenburg
Der Verbrauchermarkt in der Region Brandenburg-Berlin mit 6 Mio. Verbrauchern bietet ein großes Potenzial für den Aufbau von Wertschöpfungsketten aus dem ländlichen Raum (Landwirtschaft, Direktvermarktung, Ernährungswirtschaft, Handel und Gastronomie) zu den Verbraucherzentren mit Berlin an der Spitze. Die Ernährungswirtschaft gehört zu den Wachstumsbranchen. Für das Land Brandenburg ist die Branche mit 165 Betrieben, einem Jahresumsatz von mehr als 3,68 Mrd. € sowie 12.775 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten (in Betrieben ab 20 Mitarbeiter) eine herausragende regionalwirtschaftliche Größe.
Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft Mecklenburg-Vorpommern e.V. (AMV)
Der AMV ist seit knapp 22 Jahren das größte Netzwerk der Agrar- und Ernährungswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern - der umsatzstärksten Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes im Bundesland. Unter seinem Dach vereint er sowohl konventionell als auch ökologisch arbeitende Betriebe aus Industrie und Handwerk. Derzeit umfasst er 134 Netzwerkpartner - 78 Produzenten von Nahrungs- und Genussmitteln, 40 Fördermitglieder sowie 16 Kooperationspartner. Damit steht der AMV für ca. 38 % des Umsatzes und etwa ein Drittel der Beschäftigten in der Branche.
pro agro – Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg/Berlin e.V.
Der Verband pro agro als größtes Branchennetzwerk in Brandenburg/Berlin engagiert sich seit 30 Jahren für die Vernetzung und Vermarktung von Brandenburger Angeboten und Dienstleistungen aus den Bereichen Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie Land- und Naturtourismus - von Uckermark bis Lausitz, von Ernährungswirtschaft bis Direktvermarktung, konventionell und biologisch wirtschaftend. Derzeit gehören zum Verband 378 Mitglieder, 14 Förderer sowie rund 50 weitere Kooperationspartner. Die Mitglieder des pro agro e.V. generieren in Summe einen Jahresumsatz von ca. 2 Milliarden Euro.
Partner und Sponsoren
Partner:
Landesmarketing Mecklenburg-Vorpommern
Pro agro - Verband zur Förderung des ländlichen Raumes in der Region Brandenburg/Berlin e.V.
Premiumsponsoren:
1. Lienig Wildfruchtverarbeitung GmbH, Zossen
2. Ellerhold Aktiengesellschaft, Radebeul
Weitere Sponsoren:
3. Kraftverkehr Nagel SE & Co. KG, Laage/OT Kritzkow
4. CSB-System AG, Geilenkirchen
5. Dachser SE
6. Pockrandt Etiketten, Kavelstorf
7. Prextag, Neubrandenburg
8. Fleischwerk EDEKA Nord, Valluhn
9. abacus edv-lösungen GmbH, Wittenburg
10. IGEFA Rostock GmbH 6 Co. KG, Laage, OT Kronskamp
11. VARIOVAC PS System Pack GmbH, Zarrentin
12. Hochschule Neubrandenburg/Zentrum für Ernährung und Lebensmitteltechnologie gGmbH (ZELT), Neubrandenburg
13. Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern in Mecklenburg-Vorpommern
14. Golfverband Mecklenburg-Vorpommern e.V.
15. AFC Consulting Group, Bonn
16. Landwirtschaftliche Rentenbank, Frankfurt/Main
17. Deutsche Bank, Rostock
18. Mecklenburgische Brauerei Lübz GmbH
19. Mecklenburger Landpute GmbH, Severin
20. Darguner Brauerei GmbH
21. Prolupin GmbH, Grimmen
22. Kräutergarten Pommerland eG, Lassan, OT Pulow
23. Hofgenuss MV GmbH, Groß Wokern
24. Landmolkerei Hagenow GmbH
25. Mine Heimat Feinkost, Röbel
Unterstützer mit Produkten:
Glashäger Brunnen GmbH
Güstrower Schlossquell GmbH
Hanse Sektkellerei Wismar GmbH
Sonnländer Getränke GmbH
Globus Roggentin
Die Rostocker Wurst- und Schinkenspezialitäten GmbH
Greifen-Fleisch GmbH
Molkerei Naturprodukt GmbH
Norfisk GmbH
Werner Lauenroth Fisch-Feinkost GmbH
Hanse Tee Contor
Vortragsinhalte
Hochkarätige Referenten sorgen für einen spannenden Tag.
Politische Begleitung erfährt der Ernährungsgipfel durch Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus (MV) sowie Staatssekretärin Anja Boudon aus Brandenburg.
Prof. eremitus Hannelore Daniel widmet sich dem Thema Welternährung zwischen Nährstoffbedarf und Nachhaltigkeit. Nicht nur akut, sondern auch langfristig geraten die Lebensmittelsysteme mehr denn je unter Druck. Das erwartete Bevölkerungswachstum erfordert eine um ca. 70 % höhere Produktion von Lebensmitteln in den nächsten Dekaden. Dieser Bedarf ist vor dem Hintergrund von Klimawandel, zu erwartenden Einbrüchen der agrarischen Erträge, des wachsenden Wettbewerbs um die Biomasse für andere Zwecke und von geopolitischen Krisen zu sehen. Auch wenn der Beitrag Deutschlands zur globalen Belastung der Welt aus der Agrar- und Lebensmittelproduktion einschließlich tierischer Produkte eher bescheiden ausfallen wird, werden die Forderungen zu nachhaltigerem Konsum immer lauter.
Rainer Göths, Vertriebsleiter und Prokurist bei Kreyenhop & Kluge aus Oyten bei Bremen, spricht über die Herausforderungen für Importeure in der Warenversorgung vor dem Hintergrund gestiegener Rohstoff- und Logistikkosten. Asiatische Produkte stehen im Mittelpunkt der Geschäftstätigkeit. Seefrachtraten, Lieferketten, Produktionsverlagerungen - zahlreiche Probleme begleiten die Tätigkeit des Importeurs.
Der in Hamburg gebürtige Rudi Behr ist gelernter Gärtnermeister im Gemüsebau und leitet die Behr AG seit fast 40 Jahren in vierter Generation. Das Unternehmen zählt zu den führenden Freilandgemüseanbauern in Europa. Energie, Logistik und Saisonkräftegewinnung sind Dauerbrenner für die Umsetzung einer erfolgreichen Tätigkeit.
Mathias Scheunemann, Vertriebs- und Niederlassungsleiter an einem von vier Bela-Standorten, steht für die familiengeführte Bela, die insgesamt 1.500 private Einzelhandelskunden und Tankstellen sowie 4.000 Bäckereikunden und Eisdielen beliefert und 90.000 Artikel im Sortiment führt. Mit Spannung werden de Ausführung zur Zukunft der Dorfläden erwartet.
Franziska Rutz und Jan Schleicher von der REWE Ost berichten über das Programm der Lokalpartnerschaft zur nachhaltigen Zusammenarbeit in der Region. Mit dem AMV und pro agro haben sie vor Ort zwei stabile Partner in der Kooperation gefunden, die sie auf diesem Weg tatkräftig unterstützen.
Den Abschluss bildet ein Vortrag des Keynote Speakers Philip Keil, Deutschlands bekanntestem Piloten. Als Führungskraft über den Wolken spricht er über schwierige Entscheidungen, das Team als Erfolgsfaktor, Führung in dynamischen Zeiten und positive Fehlerkultur. Damit trifft er den Nerv der Zeit. Sein Vortrag wird mit Spannung erwartet.