NORDMETALL und AGV NORD kritisieren Schwächung der dualen Ausbildung in Schleswig-Holstein
NORDMETALL und der AGV NORD sind in großer Sorge um die Zukunft wichtiger Ausbildungsberufe in Schleswig-Holstein. Hintergrund ist der aktuelle Stand des Masterplans zur landesweiten Schulentwicklung, den das Schleswig-Holsteinische Institut für Berufliche Bildung (SHIBB) derzeit mit Unternehmen und anderen Stakeholdern diskutiert. Die dem Kultusministerium in Kiel unterstellte Behörde plant demnach, die Aufgabe oder Reduzierung der ortsnahen Beschulung in einer Reihe von wichtigen Ausbildungsberufen, unter anderem aus der Metall- und Elektroindustrie. So sollen etwa Teile der beruflichen Beschulung für Industriemechaniker in Neumünster eingestellt und voraussichtlich nach Rendsburg verlegt werden. Auch angehende Zerspanungsmechaniker sollen nicht mehr gänzlich in Ahrensburg, sondern außerhalb des Landkreises Stormarn beschult werden. Dass das aktuelle Berufsschulsystem aufgrund demografischer und struktureller Rahmenbedingungen Anpassungs- und Modernisierungsbedarf hat, bekräftigen dabei sowohl Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmer. Jedoch äußern beide Seiten auch deutliche Bedenken an Teilen der Umsetzung, die nun in die Wege geleitet werden soll.
Peter Golinski, Geschäftsführer Bildung, Arbeitsmarkt, Fachkräfte der Arbeitgeberverbände NORDMETALL und AGV NORD, kritisiert diese Planungen: „Wie alle Beteiligten wissen, begrüßen wir den Masterplan des SHIBB im Grundsatz. Aber wir haben erhebliche Einwände, wenn Umsetzungsschritte dazu führen, dass es einigen Unternehmen fast unmöglich gemacht wird, Jugendliche für die duale Ausbildung in einzelnen Berufsbildern zu gewinnen. Fahrtzeiten zur Berufsschule von mehr als 90 Minuten je Strecke, der Verlass auf ein teils schwaches ÖPNV-Netz sowie eine noch ausbaufähige Mobilität von Lehrkräften sind sicherlich kein guter Beitrag zur Stärkung des dualen Systems. Im Gegenteil: sie verschärfen den ohnehin Besorgnis erregenden Fachkräftemangel in der Region.“ Außerdem wäre ein Wechsel des Berufsziels, wie er etwa bisher an der Walter-Lehmkuhl-Schule in Neumünster zwischen Zerspanungs- und Industriemechanikern durchaus häufig vorkam, nicht mehr ohne Schulwechsel möglich. „Damit werden gewachsene Strukturen und Beziehungen zwischen Schulen, Betrieben und Auszubildenden zerstört. Kosteneinsparung auf Kosten der jungen Menschen und der Industrie im Lande ist in Zeiten des starken Azubi- und Fachkräftemangels genau das falsche Signal aus Kiel“, so Golinski weiter. Stattdessen sollten die Chancen der Digitalisierung in den Beruflichen Schulen viel stärker in den Blick genommen werden.