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"Soziale Vermieter sind wichtiger denn je. Sie halten den Laden zusammen." - Frontstellung zwischen Mieter- und Vermieterverbänden überwinden

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Die soziale Vermieter Norddeutschlands haben mit Blick auf den bevorstehenden Krisenwinter von der Politik mehr Unterstützung bei ihren Anstrengungen zur Sicherung bezahlbaren Wohnraums für viele Hunderttausend Menschen gefordert.

„Wenn Politikerinnen und Politiker Wohnungsgenossenschaften und gemeinwohlorientierte Wohnungsgesellschaften mit Spekulanten in einen Topf werfen, bedrohen sie eine der wichtigsten Grundlagen, die unsere Gesellschaft zusammenhalten: das solidarische Miteinander“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW).

„Es ist die Pflicht des Staates, zu verhindern, dass Menschen sich zwischen einer warmen Wohnung und der Ernährung der Familie entscheiden müssen. Genau darauf steuern wir zu, wenn nicht bald gegengehalten wird. Endlose Diskussionen über kleinteilige Hilfsprogramme, ohne das etwas entschieden wird, bedrohen den Zusammenhalt in unserem Land. Wir brauchen keine weiteren Pflaster, sondern wirksame Medikamente.“

Umfragen belegten, dass die Mehrheit der Deutschen der Bundesregierung die Lösung der Probleme derzeit nicht zutrauen, so der VNW-Direktor weiter. „Deutschland befindet sich in einem Wirtschaftskrieg. Der Aggressor heißt Russland und wir sind als Gemeinschaft ins Visier geraten. Den Angriff kann nicht der Einzelne abwehren. Das werden wir als Gemeinschaft tun müssen. Mit viel Gemeinsinn und Solidarität.“

Soziale Vermieter können verhindern, dass aus dem äußeren ein innerer Konflikt wird

Dabei kommt den am Gemeinwohl orientierten Wohnungsunternehmen eine große Bedeutung zu, sagt Andreas Breitner. „Sie haben entscheidenden Einfluss darauf, ob aus dem äußeren ein innerer Konflikt wird. Deshalb glaube ich, dass wir sie jetzt mehr denn je brauchen und auf sie zählen können. Die gemeinwohlorientierte Wohnungswirtschaft hält ihren Laden auch in unruhigen Zeiten zusammen.“

„Wir müssen in dieser Krise, in der wir über die Energiekosten von außen angegriffen werden, zusammenstehen und uns solidarisch verhalten. Jeder an seiner Stelle. Für mich heißt das auch, dass wir die tradierte Frontstellung zwischen Mieter- und Vermieterverbänden überwinden müssen. Jetzt geht es um mehr. Ums Ganze. Ein Wohnfrieden und damit gemeinsam gegen die Krise.“

Die Nettokaltmiete der VNW-Unternehmen in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg liegt im Durchschnitt bei 6,26 Euro pro Quadratmeter. Das sind sechs Cent mehr als vor einem Jahr. Insgesamt investierten die sozialen Vermieter im Jahr 2021 rund 2,3 Milliarden Euro in den Neubau, die Instandhaltung und die Modernisierung von bezahlbarem Wohnraum. 2020 waren es rund zwei Milliarden Euro gewesen.

„Mit anderen Worten: Soziale Vermieter lösen ihr Versprechen ein: Wer bei ihnen wohnt, der muss keine Angst haben, aus wirtschaftlichen Gründen sein Dach über dem Kopf zu verlieren“, sagt der VNW-Direktor. „Sei es, weil jemand Eigenbedarf anmeldet. Sei es, weil Investoren Druck auf den Vorstand oder die Geschäftsführung ausüben, eine zweistellige Rendite aus den Wohnungen herauszuholen.“

Es ist eine Frage der Zeit, dass die zweite Miete die erste Miete überholen wird

Zur Wahrheit gehöre aber auch: „Die Kaltmiete ist es nicht, die den Menschen derzeit Sorgen bereitet. Es ist eine Frage der Zeit, dann wird die sogenannte zweite Miete die Kaltmiete überholen. In diesen Tagen erhalten viele Menschen von Energieversorgern Post, in der ihnen mindestens eine Verdoppelung der Energiepreise mitgeteilt wird. Wie in der Corona-Krise sind sich die gemeinwohlorientierten Vermieter ihrer besonderen Verantwortung bewusst. Unsere Mitgliedsunternehmen werden niemandem nur aufgrund ausstehender Heizkosten kündigen. Niemand wird nur aus diesem Grund seine Wohnung verlieren. Komme da was wolle.“

Deshalb benötigten sowohl die Mieterinnen und Mieter also auch die sozialen Vermieter jetzt besondere Unterstützung: „Das Wohngeld ist das geeignete Hilfsinstrument. Es muss nur flexibler, digitaler und breiter aufgestellt sein. Für die gemeinwohlorientierten Vermieter sind zinslose Liquiditätskredite, um die dramatisch gestiegenen Vorauszahlungen für die Heizung vorschießen zu können, genauso nötig wie bessere Bedingungen für Bau und Erhalt bezahlbarer Wohnungen. Wer sozialen Vermieter unter die Arme greift, der hilft den Menschen in diesem Land, die es derzeit am meisten brauchen.“

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