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VNW-Direktor Andreas Breitner befürchtet eine Zunahme von Ferienwohnungen: „Ein Obergrenze ist genauso notwendig wie der Bau bezahlbarer Wohnungen“

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Die sozialen Vermieter Mecklenburg-Vorpommerns haben vor einer Zunahme von Ferienwohnungen im Nordosten gewarnt. „In vielen Gemeinden Mecklenburg-Vorpommerns gibt es bereits eine hohe die Zahl an Ferienwohnungen“, sagt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW). Infolge der Corona-Pandemie wird der Bedarf an Urlaubsdomizilen im Inland jedoch steigen.“

Der Verbandsdirektor befürchtet, dass sich dadurch in den klassischen Urlaubsregionen der Druck auf die Kommunen und auf das bezahlbare Wohnen erhöhen wird. „Die Tatsache, dass das Anbieten von Ferienwohnungen oftmals lukrativer ist als eine dauerhafte Vermietung zu Wohnzwecken, hat an der Ostseekünste, auf den Inseln und rund um die Mecklenburger Seenplatte herum bereits zu einem Mangel an bezahlbaren Wohnungen und überproportionalen Mietsteigerungen geführt.

Mecklenburg-Vorpommern sonnt sich derzeit im touristischen Erfolg, freut sich wie Bolle über die Anziehungskraft seiner Urlaubsregionen und ist betrunken von der hohen Urlaubsnachfrage. Doch so, wie jede Kommune bei der Ausweisung von Neubaugebieten Kita- und Schulplätze mit bedenken muss, so sollte man sich in allen Rathäusern und Amtsverwaltungen darüber bewusst sein, dass jede Zweit- und Ferienwohnung den bezahlbaren Dauerwohnraum zurückdrängt und gefährdet.

Am Ende wohnen und leben an den attraktiven Orten des Landes im Sommer nur noch Hamburger und Berliner und im Winter sind es Geisterstädte und -gemeinden. Ehemals Einheimische, die dort weiter arbeiten, aber aufgrund der Mietentwicklung nicht mehr wohnen können, müssen von weit her zum Arbeitsplatz pendeln.

Wer eine solch fatale Entwicklung live und in der Wirklichkeit erleben will, braucht nur ins benachbarte Schleswig-Holstein zu blicken und sich auf Sylt, in der Lübecker Bucht oder in St. Peter-Ording umzuschauen. Viele Menschen, die auf den Nordseeinseln arbeiten, können sich dort das Wohnen nicht leisten und müssen stattdessen täglich zum Festland pendeln. Unternehmen wiederum tun sich immer schwerer, Fachkräfte zu finden, weil diese am Arbeitsort keine Wohnung finden.

Eine Obergrenze für die Zahl von Ferienwohnungen festlegen

Aus meiner Sicht sollten die Kommunen in Mecklenburg-Vorpommern eine Obergrenze für die Zahl von Ferienwohnungen festlegen. Zudem sollte jede neue Wohnung, die künftig entsteht, dem Wohnungsbau dienen. Dabei ist es sinnvoll, besonderes Augenmerk auf Wohnraum zu legen, der im 1. oder 2. Förderweg geschaffen wird. Das sichert eine soziale Mischung von Quartieren und baut so Monokulturen vor. Die Verantwortlichen vor Ort können am besten einschätzen, wann es genug und was zu tun ist.

Natürlich sorgen Ferienwohnungen über die Zweitwohnungssteuer auch für Einnahmen, auf die viele Städte und Gemeinden nicht verzichten können. Aber es gehört zur kommunalen Daseinsvorsorge, Einheimischen die Möglichkeit zu bieten, vor Ort und nah am Arbeitsort wohnen zu können. Das ist ein Teil der kommunalen Verantwortung, denen viele Verantwortliche in den Rathäusern und Amtsgebäuden nicht mehr gerecht werden.

Der Tourismus diktiert bereits heute auch in vielen Urlaubsorten Mecklenburg-Vorpommerns den kommunalen Alltag. Wohnungsunternehmen berichten, dass Städte und Gemeinden zu oft der Ferienwohnung den Vorzug vor dem Dauerwohnen einräumen. In der Urlaubssaison werden Wohnungsbauprojekte oftmals zurückgestellt und nach der Saison dann vernachlässigt. Verliererinnen und Verlierer sind diejenigen, die in den touristisch nachgefragten Städten und Gemeinden des Landes eine Wohnung zur Eigennutzung suchen. Corona könnte für diese Entwicklung als Katalysator wirken und sie verstärken.

Allerdings wird allein ein Verbot des ungehemmten Baus weiterer Ferienwohnungen den Mangel an bezahlbarem Wohnraum nicht beseitigen. Die Bürgermeister müssen zugleich den Bau von preiswerten Wohnungen in Geschossgebäuden vorantreiben und dazu ihre Planungshoheit für das Dauerwohnen zielgerichtet einsetzen.

Die im VNW-organisierten Wohnungsunternehmen haben Jahrzehnte lange Erfahrung in der Verwaltung bezahlbarer Wohnungen. Mit ihnen lassen sich Konzepte für Wohnquartiere entwickeln, in denen Haushalte mit mittlerem und geringem Einkommen eine Wohnung finden können.“

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