VNW-Direktor Andreas Breitner: Regierung muss das ganze Land im Blick behalten
In Mecklenburg-Vorpommern stehen in diesem Jahr rund 60 Millionen Euro für die staatliche Förderung von Modernisierung und Neubau von Wohnungen zur Verfügung. 22 Millionen Euro sind nach Angaben von Bauminister Christian Pegel für Neubauten und 38 Millionen Euro für die Modernisierung vorgesehen. Rund zwei Drittel der Gelder stammten aus dem Landeshaushalt.
Dazu erklärt Andreas Breitner, Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW):
„Mecklenburg-Vorpommern macht bei der Förderung des bezahlbaren Wohnungsbaus vieles richtig. Bauminister Christian Pegel hat sowohl den Neubau als auch die immer dringender werdende Modernisierung von Wohnungsbeständen im Blick. Das ist gut so.
Allerdings, und das gehört zum Gesamtbild dazu, ist Mecklenburg-Vorpommern nicht nur von besonders nachgefragten Städten wie Rostock und Greifswald geprägt, in denen es an bezahlbarem Wohnraum mangelt. Zu dem Bundesland gehören auch viele ländliche Regionen, in denen die Wohnung den Mieter sucht. Diese Regionen leiden darunter, dass vor allem junge Menschen ihre Heimat verlassen haben.
Moderne Technologien, die Förderung innovativer Unternehmen und die versprochene Ansiedlung von Landesbehörden können für den ländlichen Raum eine Chance auf wirtschaftlichen Erfolg sein. Voraussetzung dafür ist, dass Menschen, die sich dort ansiedeln wollen, neben Arbeit bezahlbare Wohnungen finden. Gerade im ländlichen Raum geht es nicht nur um den Abriss des Alten und Falschen, sondern auch um den Bau des Neuen und des Richtigen.
Es mag kaum ein weiteres Bundesland geben, in dem die Unterschiede der Regionen so groß sind. Um so wichtiger ist es, dass die Landesregierung das ganze Land im Blick behält. Die im VNW-organisierten Wohnungsunternehmen sind neben den Stadtwerken oftmals die einzigen wirtschaftlich potenten Anker im ländlichen Raum. Zugleich leiden sie unter überdurchschnittlichem Leerstand und DDR-Altschulden, die sie nicht verursacht haben.
Die dafür vom Land entwickelte Altschuldenhilfe kann ausschließlich von kommunalen Wohnungsunternehmen in Anspruch genommen werden. Auf der Strecke bleiben die 70 Wohnungsgenossenschaften des Landes, die in ihren Büchern noch knapp 200 Millionen Euro Altschulden drücken. Schulden kann man nicht einfach abreißen, hier bedarf es weiterer Landeshilfen. Die Genossenschaften mit einzubeziehen, wäre nur fair und gerecht.
Diesen Wohnungsunternehmen, die bezahlbaren Wohnraum bieten, sollte mehr als bisher unter die Arme gegriffen werden, wenn sie in die Jahre gekommen DDR-Altbauten abreißen und – wenn auch zahlenmäßig weniger – modern zugeschnittene, bezahlbare Wohnungen errichten wollen. Jeder Euro in diese Unternehmen ist ein Euro in die Entwicklung der Region.
Um die Jahrtausendwende haben Forscher für Deutschland flächendeckend einen massiven Rückgang der Einwohnerzahl vorausgesagt. Zwanzig Jahr später erleben wir, dass diese Voraussagen in ihrer Absolutheit nicht eingetroffen sind. Jetzt heißt es für Teile von Mecklenburg-Vorpommern erneut: massiver Bevölkerungsschwund.
Aus meiner Sicht muss es dazu nicht kommen. Gerade im ländlichen Raum schlummern Chancen, die nur genutzt werden müssen. Das so etwas funktionieren kann, zeigen Städte wie Anklam. Hier haben Wohnungswirtschaft und Politik einen klaren Plan. Alte, in die Jahre gekommene DDR-Bauten werden durch Wohnungen mit modernen Grundrissen ersetzt. Zugleich sorgen Ansiedlungen von Unternehmen dafür, dass Arbeitskräfte mit guten Einkommen in die Stadt ziehen.“