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Verhaltener Optimismus der Wirtschaft in MV - Jahresausblick der VU 2021

Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern lässt sich in weiten Teilen tragen vom Prinzip Hoffnung, bleibt bei ihren eigenen Prognosen aber zurückhaltend. Wie die jüngste Umfrage des Unternehmerdachverbandes unter den Branchen- und Regionalverbänden ergab, verbinden 13 Prozent der Firmen im Land den Ausblick auf 2021 mit der Erwartung, dass sich ihre Lage spürbar verbessert. Vor einem Jahr, in Zeiten einer noch gut laufenden Konjunktur, lag der Anteil lediglich bei 5 Prozent. «Wenn man einmal im Keller sitzt, kann es nur noch nach oben gehen», sagte der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände Mecklenburg-Vorpommerns, Lars Schwarz.

Auch im Vergleich mit einer bundesweiten Umfrage rechne im Nordosten ein deutlich höherer Anteil der Unternehmen mit einer raschen Erholung. Noch nicht eingeflossen seien allerdings die Auswirkungen der jüngst beschlossenen Lockdown-Verlängerung, erklärte Schwarz. 

Der Hotelier aus Gnoien (Landkreis Rostock) war erst im Dezember an die Verbandsspitze gewählt worden. In seiner Branche hält sich angesichts der fortwährenden Schließung von Hotels und Gaststätten der Optimismus allerdings in engen Grenzen. Die schlechte Stimmungslage unter Gastronomen gilt als ein Hauptgrund dafür, dass sich der Anteil der Firmen ohne große Erwartungen von 29 auf 35 Prozent erhöhte. 51 Prozent gaben ihre Stimmungslage als unverändert an. Insbesondere im Handwerk, am Bau und in der chemischen Industrie hinterließ die Pandemie bislang kaum Spuren.

Bei den Prognosen für die Umsätze schlägt die Hoffnung auf Besserung noch nicht durch. Es herrscht Vorsicht. Laut Umfrage rechnen 57 Prozent der Firmen für 2021 mit geringeren Umsätzen. Nur noch 13 Prozent und damit halb so viele wie vor einem Jahr erwarten bereits Zuwächse. Damit sind laut Unternehmervereinigung die Umsatzprognosen schlechter als nach der Finanzkrise 2008/2009.

Insbesondere auch die Metall- und Elektroindustrie habe ihre Erwartungen nach unten geschraubt. «Wir haben viele Mittelständler, die als Zulieferer tätig sind und weniger Aufträge erhalten», sagte Schwarz. Gründe seien unter anderem die Flaute im Flugzeugbau und der Umbruch in der Automobilindustrie. «Und dann zeigt auch die Werftenkrise deutlich Wirkung.»

Die geringeren Umsatzerwartungen lassen die Unternehmer auch vorsichtiger bei Investitionen werden. 39 Prozent der Befragten wollen diese Ausgaben zurückfahren. Im Vorjahr lag der Anteil bei 14 Prozent. Nur noch 16 Prozent planen höhere Investitionen, gegenüber 34 Prozent vor Jahresfrist.

Kaum Auswirkungen hat die Corona-Krise laut Umfrage auf die Beschäftigungsentwicklung. Zwei Drittel der Firmen wollen demnach ihre Belegschaften konstant halten, 29 Prozent rechnen - wie in etwa auch im Jahr zuvor - mit weniger, 7 Prozent mit mehr. «Die Firmen haben in den zurückliegenden Jahren die Folgen der Bevölkerungsentwicklung gespürt und oft schon nicht mehr den benötigten Berufsnachwuchs gefunden. Wer gute Leute hat, hält sie auch in schwierigen Zeiten», erklärte Schwarz.

Dabei habe im zurückliegenden Jahr auch das vom Staat gezahlte Kurzarbeiter-Geld geholfen. Insgesamt seien die Unternehmen mit den Maßnahmen der Politik zur Bewältigung der ökonomischen Corona-Folgen zufrieden, die Verbände bei den Entscheidungen stets einbezogen gewesen. «Auch wenn es von Branche zu Branche sicherlich unterschiedliche Bewertungen gibt und manches Unternehmen lange auf die Finanzhilfen warten musste, so zeigt die Umfrage doch ein deutlich gewachsene Zufriedenheit», konstatierte Schwarz. 74 Prozent gaben der Landesregierung für ihre Wirtschaftspolitik Noten im Bereich von Befriedigend über Gut bis Sehr Gut. In der Umfrage ein Jahr zuvor lag dieser Anteil lediglich bei 23 Prozent.

Dennoch sieht Schwarz die Politik angesichts des verlängerten Lockdowns weiter in der Pflicht. «Man spürt ganz deutlich, wie wichtig es ist, dass die besonders unter der Corona-Pandemie leidenden Unternehmer eine Perspektive erhalten. Sie benötigen einen Lichtblick in dieser nicht nur jahreszeitlich dunklen Zeit», sagte Schwarz. Er appellierte an die Politik, klare, an die Entwicklung der Infektionszahlen geknüpfte Szenarien zu entwickeln, ab wann und in welchen Schritten wieder geöffnet werden könne. «Die Ampel-Regelung wäre dafür gut geeignet und leicht verständlich», sagte Schwarz.

Insbesondere Gastronomen und Händler hofften nach den Einbußen im Weihnachtsgeschäft auf Lockerungen. Die neuerlichen coronabedingten Hotel- und Restaurant-Schließungen Anfang November waren Bestandteil des bundesweiten Teil-Lockdowns. Die Einschränkungen wurden im Dezember verschärft und nun zunächst bis Ende Januar verlängert. Auch große Teile des Einzelhandels und Dienstleister wie etwa Friseure sind betroffen. Es müsse angepasste und vertretbare Lösungen für das Land geben, verlangte Schwarz.

Als Beispiel nannte er die schrittweise Öffnung der Hotels im vergangenen Frühjahr: «Erst für Einheimische und dann auch wieder für Gäste aus anderen Bundesländern». Damit war seinerzeit der Übergang zu einem besucherstarken Sommer eingeleitet worden. Derzeit dürfen nicht einmal Tagestouristen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen. «Wir brauchen ein intelligentes Öffnungsszenario, das uns vor einer weiteren Welle schützt, ruhende Wirtschaftszweige aber wieder zum Leben erweckt», sagte Schwarz.

Quelle: Mit freundlicher Genehmigung der dpa

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