"Wir brauchen einen Masterplan Ost!"

Fachkräftekonferenz der MPK – Ost

Zum Verlauf und den Ergebnissen der ersten Fachkräftekonferenz der ostdeutschen Bundesländer und dem Bund erklärt der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände für MV e.V. (VU), stellvertretend für die Arbeitgebervertreter Ostdeutschlands, Lars Schwarz:

„Wir begrüßen, dass sich erstmals die Länderregierungen Ostdeutschlands gemeinsam mit den Sozialpartnern und Vertretern der Wirtschaftskammern in diesem Format treffen und austauschen. Den bereits begonnenen Strukturwandel durch Dekabonisierung, Digitalisierung und nicht zuletzt durch den demographischen Wandel, werden Gesellschaft, Wirtschaft und Politik nur gemeinsam nachhaltig bewältigen können.

Eine besondere Verantwortung tragen vor allem die politischen Akteure im Bund und den Ländern. Ihr Handeln – oder auch nicht Handeln – ist maßgeblich für die strukturellen Veränderungsprozesse, denen wir uns gerade in Ostdeutschland ausgesetzt sehen.

- Ausstieg aus der Kernenergie
- Kohleausstieg 2030
- Vorrang der E-Mobilität und Ausstieg aus der Verbrennertechnik 2035
- Einführung der Rente mit 63

sind nur einige Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Wir stellen das Erfordernis des politischen Handelns im Einzelfall nicht in Frage. Vor allem der real existierende Klimawandel zwingt uns alle zum Umdenken. Es stellt sich uns jedoch oft die Frage nach dem WIE und der realistischen Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen.

Die Unternehmen können die von ihnen geforderten Veränderungslasten nicht allein stemmen. Bund und Länder sind hier gemeinsam in der Pflicht, die Wirtschaft zu unterstützen und entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen sowie verlässlich vorzuhalten.

So auch bei der Bewältigung der sich seit Jahren abzeichnenden Problematik der Arbeits- und Fachkräftesicherung. Die ostdeutschen Bundesländer sind im besonderen Maße von den Auswirkungen des demographischen Wandels betroffen. Auf die gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Brüche der Nachwendezeit und den noch heute nachwirkenden Folgen ist mehrfach verwiesen worden.

Seit Langem fordern wir von der Politik, sich der Fachkräfteproblematik konkret anzunehmen und die Sozialpartner aktiv einzubinden. Wir haben kein Erkenntnisproblem. Wir wissen auch, welche Maßnahmen zur Abfederung des Mangels an Arbeits- und Fachkräften umzusetzen sind. Was wir nicht mehr haben, ist Zeit! Zahlreiche Kleinst- und mittelständische Betriebe – vor allem im Handwerk und Dienstleistungsbereich - müssen bereits ihr Angebot einschränken oder gar zum Teil schließen. Es ist Zeit zum Handeln!

Daher ist es zu begrüßen, dass die ostdeutschen Landesregierungen gemeinsam mit dem Bund heute erste Grundsatzbeschlüsse gefasst haben, welche zumindest in die richtige Richtung zeigen. Wenngleich wir uns auch ein Mehr an konkreten Ergebnissen gewünscht hätten.

Ostdeutschland benötigt einen „Masterplan“
Infrastruktur|Bildung|Qualifizierung, u.a.:

- Stärkung bzw. Ausbau der Verkehrsinfrastruktur zur Verbesserung der Anbindung an die europäischen Wirtschaftsräume über Schiene, Straße und Wasser (Binnen- und Seeschifffahrt).

- Schaffung von Wohnraum, Ausbau des ÖPNV, Ausbau der Breitbandversorgung in Stadt und Land.

- Förderung der Ansiedlung von mittelständisch geprägter Industrie.

- Gemeinsames Marketing für den Wirtschafts- und Innovationsstandort „Ostdeutschland“.

- Stärkung des flächendeckenden Angebotes beruflicher Schulen, einhergehend mit der Entwicklung neuer Formen des Unterrichtsangebotes.

- Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes Lehrerin/Lehrer an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen; Förderung durch spezielle Ausbildungs- und Quereinsteigerprogramme.

Die Ausgestaltung und Umsetzung eines solchen Masterplans erfordert Willen, mutige Entscheidungen und vor allem die Einbindung aller wichtigen Akteure aus Wirtschaft und Gesellschaft. Noch in diesem Jahr sollten die Landesregierungen zu einer Konferenz „Ein Masterplan für Ostdeutschland“ einladen. Die Arbeitgeber in Ostdeutschland stellen sich den Herausforderungen und stehen für eine konstruktive Zusammenarbeit bereit.“

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