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Frühjahrs-Konjunkturumfrage in Mecklenburg-Vorpommern:

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„Ukraine-Krieg verschärft Long-Covid-Folgen für die Metall- und Elektroindustrie“

Die Frühjahrs-Konjunkturumfrage von NORDMETALL, dem AGV NORD sowie dem Arbeitgeberverband Oldenburg zeigt keine Entspannung der in weiten Teilen besorgniserregenden Lage unter den Unternehmen der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie. „Statt einer Erholung nach der Pandemie erleben wir in den Betrieben eine Verschärfung der Covid-Folgen durch den Ukraine-Krieg“, bilanziert NORDMETALL-Vizepräsident Steffen Pohl die Befragung. Zum sechsten Mal seit Beginn der Corona-Krise haben die norddeutschen Arbeitgeberverbände ihre Betriebe befragt, 176 unter ihnen mit rund 123.000 Beschäftigten nahmen im April und Mai in Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, dem nordwestlichen Niedersachsen und Schleswig-Holstein teil (Mecklenburg-Vorpommern: 21 Betriebe mit rund 3.500 Beschäftigten).

23 Prozent der Unternehmen in Norddeutschland (Mecklenburg-Vorpommern: 29 Prozent) bezeichnen ihre Geschäftslage als unbefriedigend oder schlecht, acht Prozent mehr als in der vorigen Konjunkturumfrage vom vergangenen Winter. 31 Prozent der Unternehmen im Norden mussten ihre Produktion infolge der Corona-Krise stark oder sehr stark einschränken (Mecklenburg-Vorpommern: 29 Prozent), ein Plus von acht Prozent. „Die starke Verbreitung des Virus in den vergangenen Monaten hat zu erhöhten Krankenständen geführt“, konstatiert Pohl, der Geschäftsführer bei Liebherr-MCCtec in Rostock ist. Eine Rückkehr zur Normalität erwarten 34 Prozent der Firmen bis zur Jahresmitte (Mecklenburg-Vorpommern: 19 Prozent), 22 Prozent bis zum Jahresende (Mecklenburg-Vorpommern: 29 Prozent), während 44 Prozent angesichts der unsicheren Gesamtlage überhaupt keine Prognose wagen (Mecklenburg-Vorpommern: 52 Prozent).

Bei der Einschätzung der als erschwerend eingestuften Wirtschaftsfaktoren hat sich seit Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine in den Geschäftsführungen ein wesentlicher Wandel vollzogen: 90 Prozent der Unternehmen (zuletzt: 81 Prozent) leiden unter stark gestiegenen Materialkosten, 82 Prozent unter den explodierenden Energiekosten (zuletzt: 53 Prozent).

64 Prozent (zuletzt: 42 Prozent) empfinden die internationale Politik mit der Ukraine-Krise als Belastung. Julian Bonato, Vorstandsvorsitzender des AGV NORD, in dem norddeutsche Unternehmen ohne Flächentarifbindung zusammengeschlossen sind, analysiert: „Die Material- und Energiekostenexplosion sowie die rund um Russland, die Ukraine und China blockierten Lieferwege belasten die norddeutsche Wirtschaft schwer.“

Obwohl immer noch elf Prozent der norddeutschen M+E-Betriebe Kurzarbeit fahren (Mecklenburg-Vorpommern: 14 Prozent), wollen 41 Prozent die Zahl ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den kommenden drei Monaten erhöhen (Mecklenburg-Vorpommern: 29 Prozent), was sich auf rund 3.200 zusätzliche Beschäftigte in Norddeutschland summieren dürfte. Allerdings beklagen mittlerweile 73 Prozent der Unternehmen die mangelnde Verfügbarkeit geeigneter Fachkräfte und 63 Prozent qualifizierter Azubis (Mecklenburg-Vorpommern Fachkräfte: 56 Prozent. Azubis: 53 Prozent). „Der Fachkräfte- und Azubi-Mangel verschärft sich zum Notstand: Den Unternehmen fehlen an allen Ecken und Enden die Menschen, um hohe Auftragsbestände abzuarbeiten und eine starke Kapazitätsauslastung in wachsende Umsätze zu verwandeln“, so der AGV-NORD-Vorstandsvorsitzende Julian Bonato. Rund 60 Prozent der Betriebe beschäftigen mittlerweile außereuropäische Fachkräfte (Mecklenburg-Vorpommern: 34 Prozent), was den eklatanten Mangel an qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Auszubildenden jedoch kaum lindert. „Die Berufsorientierung in Schulen muss nach dem weitgehenden Ausfall während der Pandemie dringend gestärkt werden, ebenso der Stellenwert der dualen Berufsausbildung“, fordert Julian Bonato von der Politik.

Personalmangel, Lieferprobleme, explodierende Kosten und fortwirkende Covid-Folgen führen schließlich zu deutlich geminderten Geschäftserwartungen: Eine schlechtere Entwicklung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten befürchten 22 Prozent der norddeutschen M+E-Betriebe (Mecklenburg-Vorpommern: 33 Prozent), im vergangenen Winter waren es im Norden nur acht Prozent.

„Die norddeutsche Industrie schaut angesichts der höchst ungewissen internationalen Lage, der hausgemachten Probleme auf dem deutschen Arbeitsmarkt und der mangelnden Unterstützung aus der Politik beim Abbau von Belastungen und Bürokratie sehr skeptisch nach vorn“, bilanziert Julian Bonato die Ergebnisse der Frühjahrsumfrage und fordert: „Die norddeutschen Landesregierungen und die Bundesregierung sollten dringend eine Entlastungs-Offensive zugunsten der mittelständischen Wirtschaft starten, um den Industriestandort Norddeutschland zu halten und zu stärken.“

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