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Lohnentwicklung: Oberkluge Ratschläge und eine Werbetrommel für Gewerkschaften helfen nicht

Zur heute von der SPD-Fraktion im Landtag veröffentlichten Pressemitteilung über eine Lohnangleichung Ost-West erklärte in Schwerin Jens Matschenz, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände für Mecklenburg-Vorpommern:

"Die Klage der SPD-Fraktion darüber, dass es 30 Jahre nach dem Mauerfall noch keine vollständige Angleichung der Löhne in Ost und West gäbe, endet neben dem Aufruf an Arbeiternehmer, sich gewerkschaftlich stärker zu organisieren, mit dem oberklugen Ratschlag an die Arbeitgeber, dass qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht zum Nulltarif zu haben seien. Welch brandneue Erkenntnis!

Auch nach 30 Jahren scheint in der Sozialdemokratie noch nicht die Erkenntnis angekommen zu sein, dass Wünsch-dir-was wenig mit Realitäten zu tun hat.

Der lohnpolitische Verteilungsspielraum der Unternehmen wird allein durch die Produktivität, beziehungsweise deren Wachstum, und sich daraus ergebenden Möglichkeiten der Preisüberwälzung bestimmt. Sprich: Chancen für höhere Entlohnung müssen durch Produktivitätssteigerungen erarbeitet werden. Das gilt sowohl für tarifgebundene als auch für tarifungebundene Unternehmen. Hier gilt es anzusetzen! Wir brauchen mehr Produktivität im Land, bessere Rahmenbedingungen für längere Wertschöpfungsketten, stärkere Anreize für Innovationen im Mittelstand. Wir dürfen uns nicht mit der Strukturschwäche und dem sich vergrößernden Abstand zu den strukturstarken Regionen abfinden. Über genau diese Fragen werden wir mit der Landesregierung im Rahmen des von uns initiierten Zukunftsbündnisses sprechen.

Denn auch die ständig wiederholten Forderungen nach einer höheren Tarifbindung helfen niemandem weiter. Fatalerweise gingen sogar viele Tarifabschlüsse der letzten Jahre über ökonomische Grundregeln hinaus: Die Tariflöhne stiegen oft stärker, als es Produktivität und Preissteigerungen gestattet hätten.

Diese Entwicklung mindert nämlich die Möglichkeit, zu investieren und neue Arbeitsplätze zu schaffen. Glücklicherweise wurde dieses Risiko in den vergangenen Jahren durch die Hochkonjunktur überkompensiert. Aktuell gibt es jedoch genug Gründe, das derzeit hohe durchschnittliche Lohnwachstum von fast vier Prozent mit Blick auf die kommenden Jahre skeptischer zu betrachten.

Das andauernde Chaos um den Brexit und die internationalen Handelskonflikte dämpfen bereits jetzt die Investitionsbereitschaft großer Unternehmen. Mit Folgen, die auch bei den zuliefernden Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern ankommen könnten.

Auch die politische Konstellation in Deutschland mit ihren geschwächten Volksparteien verbreitet nicht gerade Aufbruchstimmung. Daran ist leider auch die SPD beteiligt. Diese globale und nationale Gemengelage lässt viele Arbeitgeber bei Personalausgaben vorsichtiger werden.

Zugleich ist der Arbeitsmarkt durch Demografie und gesunkene Arbeitslosigkeit noch immer so eng, dass es für Unternehmen immer schwieriger wird, an ausgebildetes Personal zu gelangen.

Unsere Unternehmen ziehen daher schon jetzt alle Register, um ihre offenen Stellen besetzen zu können. Dazu zählt auch eine angemessene Entlohnung. Und dafür bedarf es keiner verordnungsnahen Ratschläge aus der SPD-Fraktion.“

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