M+E-Arbeitgeber legen Tarifangebot vor
Arbeitgeber im Norden bieten 2 Prozent plus 200 Euro
Die Arbeitgeber der norddeutschen Metall- und Elektroindustrie haben der Gewerkschaft am Freitag in der zweiten Tarifverhandlungsrunde in Lübeck ein Angebot unterbreitet. Danach sollen die rund 110.000 Beschäftigten an der Küste ab dem 1. Januar 2018 eine Einmalzahlung von 200 Euro erhalten, mit der die Monate Januar bis März abgegolten werden, anschließend ab 1. April 2018 eine Tabellenerhöhung um 2 Prozent für ein Jahr. „Das ist ein spürbares Reallohnplus und liegt schon so hoch wie manche Abschlüsse, die andere Branchen für 2018 vereinbart haben“, betonte der Verhandlungsführer der Arbeitgeber, NORDMETALL-Präsident Thomas Lambusch. Bedingung sei aber, dass auch eine bedarfsgerechte, bezahlte Ausweitung des Arbeitszeitvolumens vereinbart werde.
Das Angebot nehme Rücksicht auf den verschärften Kostendruck in der Branche. „Die Arbeitskosten im Norden sind mehr als fünfmal so hoch wie etwa in Polen“, so Lambusch. Zudem seien die Entgelte seit 2012 um rund 20 Prozent gestiegen, die Produktivität – also das Mehr, das von den Beschäftigten tatsächlich erwirtschaftet werde – dagegen nur um 1,6 Prozent. „Wir dürfen jetzt nicht die Finanzkraft aus den Betrieben saugen, die diese zur Bewältigung des Strukturwandels infolge der Digitalisierung dringend benötigen“, warnte Lambusch.
Der NORDMETALL-Präsident rief die Gewerkschaft auf, den Betrieben bei Bedarf die Möglichkeit zu geben, auf freiwilliger Basis und für einen befristeten Zeitraum mit den Mitarbeitern auch eine höhere individuelle oder mit dem Betriebsrat eine höhere kollektive Wochenarbeitszeit zu vereinbaren. Zudem seien Instrumente wie sachgrundlose Befristungen nötig, um jene Personallücken zu schließen, die durch Teilzeitwünsche der Beschäftigten in den Betrieben entstünden. „Wer eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben möchte, muss auch mehr befristete Ersatzeinstellungen in Kauf nehmen“, erklärte Lambusch.
Den von der Gewerkschaft geforderten Teilentgeltausgleich lehnte Lambusch dagegen als unnötig ab. „In der IG Metall-Umfrage haben weniger als vier Prozent der Mitarbeiter erklärt, dass sie sich eine Familien- oder Pflegeteilzeit aus finanziellen Gründen nicht leisten können. Wo also ist das Problem?“ fragte Lambusch. Zudem entstünde in den Betrieben eine Zwei-Klassen-Gesellschaft. Das sei ungerecht und rechtswidrig, da vor allem Frauen diskriminiert würden. Auch das Prinzip von Leistung und Gegenleistung würde aufgehoben. „Wir können nicht für Arbeit zahlen, die gar nicht erbracht wird“, stellte Lambusch klar.
Mit Blick auf das Ende der Friedenspflicht am 31. Dezember appellierte der NORDMETALL-Präsident an die Gewerkschaft, auf eine Eskalation zu verzichten. „Es ist in diesen Tagen ja in Mode, die politischen Parteien an ihre Verantwortung für das Land zu erinnern. Ich appelliere heute an die IG Metall, ihre Verantwortung für unsere Branche, unseren Standort und die Tarifbindung wahrzunehmen“, so Lambusch. Die IG Metall müsse ihren Beitrag leisten, dass sich Deutschland zumindest tarifpolitisch in die richtige Richtung entwickle. „Ein bedarfsabhängig steuerbarer, flexibler Personaleinsatz, eine angemessene Entgelterhöhung und eine rasche und möglichst friedliche Einigung – das wäre ein Signal an unsere Partner rund um den Globus, die an der deutschen Verlässlichkeit zu zweifeln beginnen“, so Lambusch. „Massive Streiks, massive Arbeitszeit-Verkürzung und massive Arbeitskosten-Steigerungen – das wäre dagegen ein fatales Signal an unsere Kunden und würde unseren Wettbewerbern nur in die Hände spielen.“